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Der Bau meines MacGregor
Segelkanus „Fiona“ (Design: Iain Oughtred)
Das MacGregor
Segelkanu ist ein Boot mit sehr schönen Linien, das nach der
Sperrholz-Klinkerbauweise gebaut wird.
Die Sperrholz-Klinkerbauweise
ist die Weiterentwicklung der traditionellen Klinkerbauweise mit modernen
Materialien. Durch den Einsatz von Sperrholz und Epoxidharz werden schöne,
leichte und stabile Boote möglich. Die Festigkeit (und Wasserdichtheit) wird durch
das Verkleben der auf Maß gehobelten Sperrholzgänge erreicht, mit doppelter
Materialstärke am geleimten Übergang. Spanten und Nieten sind nicht mehr nötig,
dadurch wird der Innenraum übersichtlicher. Der Rumpf hat die Schönheit eines
traditionell geklinkerten Bootes.
Das MacGregor
Segelkanu ist ein Entwurf des in Schottland lebenden Bootsdesigners Iain
Oughtred. Er kombiniert in seinen Entwürfen traditionelle Formen mit modernen
Baumethoden, um seetüchtige Boote zu bekommen. Das MacGregor Segelkanu ist eines
seiner drei „englischen“ Kanus (im Unterschied zum grönländischen Kajak und dem
offenen Kanadier) und orientiert sich, ebenso wie das kleinere Wee Rob, in Form
und Namen an den Segelkanus des späten 19. Jahrhunderts. Der Schotte John
MacGregor gilt als Erfinder des modernen Kanusports. Ab 1860 war er in Europa
mit seinem selbst entworfenen Kanu „Rob Roy“ auf Flüssen und Seen unterwegs,
sieben Rob Roys gab es im Laufe der Jahre. Seine Abenteuer sind unter anderem
in seinem Buch „Thousand Miles in a Rob Roy Canoe“ nachzulesen. In
Großbritannien und Nordamerika waren diese Segelkanus danach sehr verbreitet,
bis sie später nahezu ganz verschwanden. Durch Bootsdesigner wie Iain Oughtred
und andere Enthusiasten erleben sie jetzt eine Renaissance, sei es in Sperrholz-Klinkerbauweise
oder in „Stitch and Glue“ / „Stitch and Tape“ Ausführung, ebenfalls mit
Sperrholz und Epoxidharz. Segelkanus sind vielseitig, lassen sich Segeln oder
Paddeln. Durch den geringen Tiefgang kann man sich auf jedem Gewässer bewegen.
Es ist leicht genug um kurze Strecken getragen oder auf einem Autodach
transportiert zu werden (in der Mobilität nur übertroffen vom Faltboot).
Das MacGregor
Segelkanu kann in verschiedenen Ausführungen gebaut werden: Standard (4,14 m)
oder lange Version (4,78 m), mit oder ohne Deck. Ich habe mich für die lange
Version entschieden, sie ist für ein oder zwei Personen geeignet und passt
immer noch auf mein Autodach. Und natürlich für das Deck, aus praktischen und
optischen Gründen, es erhöht die Seetüchtigkeit und bietet Stauraum für längere
Touren sowie Auftrieb.
Der Rumpf besteht
aus sieben Gängen, die über zwölf Hilfsspanten gebaut werden. Seit Ende 2006
ist eine revidierte Fassung der MacGregor Zeichnung von Iain Oughtred
erhältlich. Dieser MacGregor (Mk II) hat einige Veränderungen oder
Verbesserungen gegenüber der ursprünglichen Version: er kann jetzt auch mit
sechs Gängen gebaut werden, und in beiden Fällen über acht Hilfsspanten. Die
Deck- und Bodenkonstruktion ist verändert, und dabei robuster bzw. leichter zu
bauen geworden.
Da ich das Kanu
gerne „blank“ lassen wollte (Öl + Firnis) habe ich Mahagonie Sperrholz gewählt.
Das verwendete Massivholz ist französische Eiche (FSC), Masten und Bodenbretter
Oregon Pine. Der Rumpf ist vollständig geleimt, ohne Nägel oder Schrauben
gebaut, Leimklemmen haben alles in Form gehalten. Die Segel sind bei einem
Segelmacherkurs (Bootbouwschool, NL) selbst genäht.
Da ich seit
einigen Jahren einen Klepper AE II habe, den ich (alleine oder zu zweit) gerne
zum Paddeln oder Segeln nutze, wollte ich mir mit dem MacGregor Segelkanu ein
vielseitiges Holzboot bauen, mit den gleichen (und mehr / besseren?) Vorteilen
und Eigenschaften. Ohne die Faltbarkeit, aber auch ohne die Notwendigkeit die
Faltboothaut immer trocken zusammenlegen zu müssen. Mein Holzkanu sollte
ausreichend Stauraum bieten und auch für meine Ausleger geeignet sein (für mein
Faltboot habe ich zum Segeln ein Auslegersystem
entworfen und gebaut), daraus ergaben sich einige eigene Detaillösungen.
Eigene
Detaillösungen:
FOTO COCKPIT 2x
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Gepäcköffnungen in den Querschotten vorn und hinten groß genug für
Campingausrüstung.
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Vorne zwei Querschotten: eines weit vorne für Auftriebskörper (1,5 l
PET-Flaschen oder Kleidung im Packsack), Deckel vom zweiten Schott kann bei
Bedarf weggelassen werden (einfacher Zugang oder Beine strecken).
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Stabilere Deckkonstruktion: Leistenstärken wie beim Mk II und ein 4 mm
Sperrholzdeck.
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Vier Stützknie für das Deck per Seite, 10 mm breit, mit drei bzw. vier
Löchern (2 x 12 mm, 30 mm, (40 mm)), um Packbeutel, verschiedenste Gegenstände
oder Querträger (aka) für die Ausleger (ama) befestigen zu können.
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Süllrandrundung wurde nicht durch Dämpfen erzeugt, sondern aus schmalen
Stäben zusammengeleimt.
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Um auch eine Spritzdecke einsetzen zu können (und den Süllrand stabiler
zu machen) wurde eine 1,0 cm x 1,2 cm Leiste außen angeleimt.
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Vorder- und Achtersteven ragen weiter aus dem Deck heraus und sind mit 12
mm Loch für Anlegeleine etc versehen.
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Angeklebte Scheuerleiste am Kiel anstatt eines Metallstreifens (keine
Schraubenlöcher nötig).
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Die Sitze: Hinten ein Kanadiersitz (mit Gurten als Sitzfläche), lose und
verschiebbar. Vorne (noch) eine gefüllte Packtasche. Bisher eine Rückenlehne
von Kajak-Sport, die zweite folgt noch. Rückenlehne wird an den Stützknien und
am Süllrand eingehängt. Rückenlehnenhalter innen am Süllrand weggelassen.
Die Jungfernfahrt fand am 1. Mai 2008 auf
der Neetze bei Fischhausen statt. Fiona schwimmt ...
FOTO NEETZE + FRIESLAND
In Oudega in Friesland wurde sie im Sommer
2008 gepaddelt und getestet. Das Boot ist sehr stabil und ließ sich auch bei
viel Wind „trocken“ paddeln (bis auf das Wasser von den Paddeln). Das Ruder
funktioniert sehr gut, auch bei viel Wind.
Transport:
FOTO AUTODACH + BOOT AUF BOOTSWAGEN
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Das Auto hat
eine Dachreling, auf der zwei Querträger befestigt sind.
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Geformte
Schaumstoffpolster für die Querträger.
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Bootswagen Oker
2. Ist einfach super.
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Laderolle, um
das Boot alleine laden zu können. Die Laderolle sitzt auf einem dritten
Querträger. Falls das Boot auf der Heckklappe abgelegt werden soll wird dazu
ein Handtuch verwendet.
Die Bauschritte ab Beginn (Fotos folgen
noch):
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Hilfsspanten und
Zeichnung
·
Bei den
Bauzeichnungen waren auch Zeichnungen der (halben) Hilfsspanten.
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Eine 10 (12) mm
Sperrholzplatte besorgt.
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Die Maße mittels
Reisszwecken übertragen.
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Aussägen und auf
Maß bringen.
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Baugerüst (mit
richtiger Arbeitshöhe)
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Das Baugerüst
muss stabil und hoch genug sein, um vernünftiges Arbeiten zu ermöglichen.
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Hilfsspanten
ausrichten
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Mit Wasserwaage
und Richtschnur.
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Steven
laminieren
·
Schablone nach
Zeichnung bauen: Sperrholzplatte mit angeschraubten Holzstücken, um die
Schraubzwingen befestigen zu können.
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Vorsichtig und
schrittweise vorspannen. Holz dämpfen wäre ideal, Badezimmer war meine
Alternative.
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Das leichte
Zurückfedern des geleimten Holzes wird mit Kartonstückchen kompensiert.
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Kunststofffolie
unter den Hölzern, um Festkleben zu verhindern.
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Hölzer mit
Epoxidleim einstreichen und mit Leimklemmen festspannen.
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Innenkiel und
Steven
·
Die zwei
Innenkielteile schäften und verleimen.
·
Steven auf Maß
bearbeiten und mit Innenkiel verleimen.
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Gang 1
·
Auf den
Hilfsspanten sind die verschiedenen Gänge markiert.
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Mit Hilfe dieser
Markierungen die Schablonen (vorn/hinten) markieren und mit Übermaß aussägen.
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Schablonen auf
Maß machen.
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Maße auf
Sperrholz des Ganges übertragen. Aussägen (mit leichtem Übermaß).
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Einpassen und
auf exaktes Maß (Markierungen) hobeln. Kontrollieren.
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Verbindung
schäften
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Schäftungsschablone
gebaut, die auf dem Baurahmen befestigt wurde.
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Steigung 1 zu 8,
bei 5 mm Dicke auf 4 cm Länge.
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Markieren, wo
sich vorn und hinten überlappen werden.
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Mit Hobel auf
Maß geschäftet.
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Verleimen der
Gänge
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Epoxidleim
auftragen, ausreichend auf die gesamte Naht verteilen.
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Gang anlegen und
positionieren.
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Mit etwas 50
selbstgesägten Leimklemmen (Sperrholz und Keil) wird der Gang angedrückt und
fixiert.
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Position an den verschieden
Stellen kontrollieren. Noch ist justieren möglich.
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Im halbzähen
Zustand lässt sich überschüssiger Leim am besten entfernen.
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Leimklemmen
entfernen, wenn das Epoxidharz ausgehärtet ist.
·
Epoxidharz sorgt
für eine gute und dichte Verbindung.
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Gang 2
·
Der untere (bzw.
obere, da das Boot im umgedrehten Zustand gebaut wird) Teil des ersten Ganges
muss angeschrägt werden, um den zweiten Gang ohne (sichtbaren) Spalt auf den
ersten Gang leimen zu können.
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Weiter wie unter
Gang 1 beschreiben, auf Maß bearbeiten und Verbindung schäften.
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Gang 3
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Geht langsam
besser ...
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Gang 4
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... und
schneller
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Umzug mit Boot
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Da ich umgezogen
bin, musste das Boot auch umziehen.
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Beine vom
Baurahmen abgebaut, den Rest vom Baurahmen mit dem Boot auf Autodach.
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Runter vom Dach,
in die Garage und Beine wieder anbauen.
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Gang 5
·
Routine
schleicht sich langsam ein ...
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Gang 6
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... und es wird
immer „bootiger“ ...
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Gang 7
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... bis die
endgültige Form erreicht ist.
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Außenkiel und
Außensteven
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Scheuerleiste
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Die Scheuerleiste
gibt dem Boot zusätzliche Stabilität (auch vor dem Umdrehen).
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Stützkonstruktion
und Drehen
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Querschotten
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·
Deckleisten
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Mastfüße
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Die Mastfüße
sind zusätzlich auch am Kiel angeschraubt (die einzigen Schrauben bisher).
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Schleifen
(vorher / hinterher)
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Ölen / Firniss
auftragen innen
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Deck vorn /
hinten
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Stützknie Deck
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Deck mittig
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Bodenkonstruktion
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Ölen
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Mit Biopin Öl:
3x nass auf nass, danach das überschüssige Öl aufnehmen.
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Firniss
auftragen
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Mit feinem
Schleifpapier anschleifen.
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Firniss
auftragen. Ab dem zweiten Mal beginnt es zu glänzen, der Rumpf außen hat vier
Lagen.
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Bodenbretter
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6 mm Oregon
Pine,
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Sitze
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Nicht nach
Zeichnung, sondern mit erworbenen Komponenten selber gestaltet.
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Ruder
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Aus Sperrholz,
mit Eichenjoch.
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Das schwenkbare Ruderblatt
ist profiliert (strömungstechnisch optimiert)
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Segel
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Bei einem
Segelmacherkurs selber genäht
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Masten
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Das Boot hat
zwei Masten, Haupt- und Besanmast
·
Masten sind aus
zwei gegeneinander verleimten Hölzern gefertigt, Rohmast ist quadratisch.
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Mit selbstgebautem
Markierwerkzeug markiert, bis wohin die „Ecken“ weggehobelt werden können.
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Quadrat zum
Achteck gehobelt.
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Da die Masten
sich an den Enden verjüngen, dort noch weitergehobelt (an allen 4 bzw. 8
Seiten), bis der richtige Durchmesser erreicht war.
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Die acht „Ecken“
weggehobelt, um aus dem Achteck über ein Sechzehneck und Vieleck einen „runden“
Mast zu bekommen.
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Rund
geschliffen. Besser als kleine Schwingschleifer geht das folgende:
Schleifpapier mit „Klettrückseite“ auf Teppichstück setzen und von Hand
schleifen.
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Takelage
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Das
Frühlingsprojekt ...
Links zum MacGregor Segelkanu:
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Übersicht der Entwürfe von Ian Oughtred
(deutsche Version der Übersicht von de Bootbouwer
(NL))
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Zeichnung und
Materialien kommen von de Bootbouwer.
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Crip´s
Boat Pages beschrieben die Abenteuer beim Bau zweier MacGregor Segelkanus (in einer
japanischen Wohnung). Seite leider off-line.
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Eine weitere
Seite über den Bau eines MacGregor ist hier
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Paul Kessinger
beschreibt auf seiner Seite im Detail des Bau des Wee Rob Kanus
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Gute
Beschreibung eines MacGregor
Baues, mit Zeitprotokoll...
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Ein MacGregor aus
massivem Red Cedar im Bau bei Macboat.
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Segelmacherkursus bei De Bootbouwschool, geleitet von Frank van Zoest (Oar & Sail).
mail an Bengt
überarbeitet am 28.02.2011